Großrestanalytische Untersuchungen zur Umweltrekonstruktion am Fundplatz Serteya II
Auftraggeber:
Department of Geomorphology and Palaeogeography, Faculty of Geographical Sciences, University of Łódź, Łódź, POLAND
Forschungsförderung:
The National Science Centre, Poland, No. 2017/25/B/HS3/00274, project title: “Środowiskowe warunki funkcjonowania osady palafitowej Serteya II na Wyżynie Smoleńskiej w kontekście globalnych i lokalnych zmian klimatycznych około 4,2 tys. lat temu” („Environmental conditions of the development of the pile-dwelling Serteya II site on the Smolensk Upland in relation to the global and local climatic changes ca. 4.2 ky BP”)
Das enge Tal des Serteyka Flusses im nordwestlichen Russland zeichnet sich durch mehr als 40 prähistorische Fundplätze aus, die seit den 1960ern ausgegraben werden. Die archäologischen Stätten des Serteya-Gebietes beinhalten Artefakte und Befunde, die vom Mesolithikum über das Frühe, Mittlere und Späte Neolithikum bis in die Frühe Bronzezeit reichen. Von besonderem Interesse sind dabei mehrere Fundplätze mit den Resten von Pfahlbauten.
Die Serteya-Region befindet sich in der Seenlandschaft der westlichen Dwina, die nach dem Rückgang des weichselzeitlichen Inlandeises entstanden ist. Das heutige Serteyka-Flusstal erstreckt sich in einer der subglazialen Schmelzwasserrinnen, die früher von einigen Seebecken durchzogen waren. Der Fluss entwässerte während des gesamten Holozäns mehrere dieser Seen, was eine Tiefenerosion zur Folge hatte. Der Fundplatz Serteya II, der sich durch die Reste von Pfahlbauten auszeichnet, bestand zu einer Zeit als diese Paläoseen noch existierten und starken Seespiegelschwankungen ausgesetzt waren. Die Hauptphase der Besiedlung, datiert zwischen 4200 und 3800 cal. BP. Während dieser Zeit vollzog sich der Übergang von der Existenzweise als Jäger- und Sammler zur frühen Landwirtschaft.Zum besseren Verständnis der Paläoumweltbedingungen und der wirtschaftlichen Grundlagen der damaligen Zeit wurden interdisziplinäre paläoökologische Untersuchungen an einem Profil mit natürlichen Seeablagerungen und dazwischen eingebetteten Kulturschichten durchgeführt. Das Ziel der pflanzlichen Großresteanalyse bestand darin Hinweise auf Veränderungen in dem Seeökosystem im Laufe der Zeit zu liefern, wobei der Fokus insbesondere auf der Rekonstruktion der Seespiegelstände während der Besiedlung in Serteya II lag. Ergänzend dazu sollte aufgezeigt werden, ob lokale Pflanzen zu der damaligen Ernährung beigetragen haben könnten.
Die Untersuchungen der botanischen Makroreste ergaben, dass die Besiedlung in Serteya II während einer Phase niedriger Wasserstände erfolgte. Es konnte auch gezeigt werden, dass die Flachwasserbereiche des Sees recht intensiv genutzt wurden, was wahrscheinlich Auswirkungen auf die Wasserqualität hatte. Zudem wurden Nachweise für die lokale Verwendung von Beeren und Haselnüssen gemacht. Aber auch einige Wasserpflanzen wie die Wassernuss konnten als Nahrungsgrundlage gedient haben.
Überreste der spätneolithischen Pfahlbauten in Sereya II (Foto: Piotr Kittel, Universität Łódź).

Entnahme der Stechkastenprofile im zentralen Bereich von Serteya II (Foto: Piotr Kittel, Universität Łódź).