Wie war das eigentlich damals?

Mit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren begann die Ausbreitung der Wälder in die baumlosen Gebiete Europas. Ohne den Einfluss des Menschen würde heute ein geschlossener Wald das Landschaftsbild prägen, der in Mitteleuropa aus Rotbuchen-Mischwäldern und wenigen Auenwäldern bestünde. Eichen- und Kiefernwälder wären auf ärmeren Böden anzutreffen. Dauerhaft waldfreie Standorte würde es nur auf Nieder- und Hochmooren, Felsformationen, Brennen und entlang der Flachküstenlinien geben.

Die anthropogene Gestaltung der Landschaft begann wahrscheinlich bereits in der Mittelsteinzeit durch die Jäger-und Sammlergesellschaften. Aber erst mit der Sesshaftwerdung des Menschen und der damit verbundenen Domestizierung von Wildpflanzen und Wildtieren in der Jungsteinzeit begann die nachhaltige Veränderung der Umwelt.

Die sesshafte Lebensweise breitete sich mit Dauersiedlungen, Ackerbau und Haustierhaltung zwischen etwa 11.000 und 6.000 vor heute von Klein- und Vorderasien allmählich über ganz Europa aus. Ob die expandierenden bäuerlichen Kulturen in Europa von den einheimischen noch jagenden und sammelnden Gesellschaften übernommen wurden oder durch Zuwanderung von neuen Bevölkerungsgruppen entstanden sind, ist allerdings immer noch nicht eindeutig geklärt.

Für die Subsistenzsicherung müssen Pflanzen bereits für die Jäger und Sammler eine ökonomisch tragende Rolle gespielt haben, denn sie lieferten Nahrung, Holz als Bau- und Brennstoff, Fasern für Kleidung, organisches Material für Werkzeuge und andere Gegenstände, sowie Bestandteile für medizinische Zwecke und rituelle Praktiken.

Seit Beginn des Neolithikums stellten die Menschen ihre Grundversorgung durch den Anbau von Kulturpflanzen (Getreide, Öl- und Faserpflanzen, Hülsenfrüchte) und Viehhaltung sicher. Die Anlage von Siedlungsplätzen, Feldern, Wiesen und Weiden setzte jedoch voraus, dass die ursprüngliche Vegetation zurückgedrängt werden musste. Allerdings boten, die durch Waldrodungen geschaffenen, offenen Flächen gleichzeitig neue Standorte für diverse Ackerwildkräuter sowie Ruderal- und Grünlandpflanzen und trugen somit zur Entstehung einer hohen Artenvielfalt bei.

Heute sind viele dieser damals neu entstandenen Pflanzengesellschaften durch die intensive Nutzung in der konventionellen Landwirtschaft im Rückgang begriffen oder sogar vom Aussterben bedroht.

Mittels der Palynologie und der Botanischen Großresteanalyse können wir einen Einblick in die damaligen Pflanzenspektren erhalten. Der Einsatz dieser Disziplinen ermöglicht dabei die Rekonstruktion sowohl der Landnutzung und der Umwelt im Laufe der Zeit als auch der pflanzlichen Ressourcennutzung in der Vergangenheit.